Nicht nur Symptome, sondern auch Ursachen bekämpfen

16.02.2021

CDU-Kandidat*innen kennen die Hochwasserproblematik sowohl aus der Sicht als Gemeindevertreter als auch als Feuerwehrmann

CDU-Kandidat Thomas Diegelmann ist nicht nur Vorstandsmitglied im CDU-Gemeindeverband, sondern seit seinem 18. Lebensjahr auch aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Hofbieber. Etwa zehn große Hochwasser-Einsätze hat der 50-Jährige seitdem in unterschiedlichen Funktionen miterlebt zuletzt am 29. Januar, als in Osthessen Schneeschmelze und Regen zusammenkamen.

Mit seinem Team aus dem Kernort unterstützte Diegelmann die Ortsfeuerwehr in Wiesen tatkräftig: Um das Volllaufen von Kellern zu verhindern, schleppten die Kameraden Sandsäcke, setzten am Sportplatz zum Schutz des Sportlerheimes zwei Pumpen ein und halfen bei der Kläranlage, aus dem Erdaushub, der bei den dortigen Bauarbeiten angefallen war, Schutzwälle zu errichten.

 

Das jüngste Hochwasser Ende Januar

Im gesamten Gemeindegebiet waren an jenem Tag etwa 100 Feuerwehrleute von 10 bis 17 Uhr auf den Beinen – die Aufräumarbeiten an den darauffolgenden Tagen nicht mitgerechnet. Gemeindebrandinspektor Heiko Kremer zeigt sich sehr zufrieden mit dem Ablauf, denn größere Schäden wie 2018 konnten vermieden werden. „Wir bekommen immer mehr Routine: Bürger, Bauhof und Feuerwehr haben Hand in Hand gearbeitet und jeder wusste, was zu tun ist“, beschreibt der Ehrenbeamte das Geschehen. Schlimmeres habe verhindert werden können, weil zum einen die Gemeinde sehr viel für den Hochwasserschutz tue und zum anderen die Bürger Eigeninitiative und Kreativität an den Tag legten.

Zu der Feuerwehr-Ausstattung, für welche die Gemeinde nach dem ersten großen Hochwasser 2006 gesorgt hatte, gehören ein multifunktionaler Gerätewagen, Sandsäcke, Schmutzwasserpumpen und Stromerzeuger. Diese Liste samt Einsatzstrategie hatte Axel Plappert entwickelt, der zu jener Zeit als stellvertretender und von 2010 bis 2016 als Gemeindebrandinspektor fungierte. Als hauptberuflich arbeitender Feuerwehrmann hat der 46-Jährige in den vergangenen knapp 30 Jahren den Eindruck gewonnen, dass solche Starkregenereignisse häufiger geworden sind. Das besondere Problem: Sie sind unberechenbar, da sie auch in Ortschaften ohne Fließgewässer zu massiven Überschwemmungen führen können.

Starkregen nehmen zu

Ein Beispiel dafür ist das Hochwasser vom Mai 2018: Während im Ort Hofbieber an dem Feiertag die Sonne schien, ging in Kleinsassen und Schackau gefühlt die Welt unter: „Es schüttete 100 Liter Regen pro Kubikmeter“, erinnert sich Gemeindebrandinspektor Kremer. Als Konsequenz wurde bei der Feuerwehr noch einmal aufgerüstet. Seit einem weiteren Hochwasser im März 2019 stehen in Kleinsassen, Langenbieber, Niederbieber, Wiesen und Traisbach jeweils 500 gefüllte Sandsäcke parat, 2000 lagern am Feuerwehrstandort in Hofbieber und weitere können dort rasch nachgefüllt werden.
„Die Gemeindevertretung mit der CDU als Mehrheitsfraktion hat gemeinsam mit der Feuerwehr in den vergangenen Jahren im abwehrenden Hochwasserschutz vieles auf den Weg gebracht hat“, unterstreicht Diegelmann und nennt neben der feuerwehrtechnischen Ausstattung auch die erfolgreiche Erneuerung der Kanalisation im Ortsteil Hofbieber vor rund zehn Jahren, die für ein besseres Abfließen der Wassermassen bei Starkregen sorgt. Dennoch ist er sich mit seinem Fraktions- und Feuerwehrkollegen Plappert darin einig, dass die mit dem Klimawandel zunehmenden Extremwetter ein Konzept zum vorbeugenden Schutz statt nur zur Schadenseindämmung erforderlich machen.

Vorbeugendes Schutzkonzept liegt vor

Ein solches ist bereits 2019 im Rahmen einer interkommunalen Zusammenarbeit mit den Gemeinden Petersberg, Dipperz und Künzell in Auftrag gegeben worden. Anhand von digitalen Geländemodellen und moderner Simulationstechnik erarbeitete ein Planungsbüro Möglichkeiten, um neuralgische Hochwasserpunkte zu entschärfen. Dazu gehören beispielsweise Rückhaltebecken, so oberhalb der Brücke vor dem Biebersteiner Schwimmbad oder bei Langenbieber. An anderen Stellen, wie bei der Kreiswiese bei Kleinsassen, sieht das Konzept Einlaufgitter vor, die verhindern, dass dort Geröll und Holz die Zuläufe verstopfen, andernorts könnten Wehre oder Dämme Abhilfe schaffen. Neben diesen baulichen Eingriffen sieht das Konzept im Wesentlichen vor, die Fließgeschwindigkeit des Wassers zu reduzieren und der Bieber und ihren Nebenbächen wieder mehr Raum zu geben. Erreicht würde dies mit Renaturierungsmaßnahmen, die sich am natürlichen und historischen Verlauf der Bieber von etwa 1857 orientieren.

Diegelmann gibt zu bedenken, dass solche Renaturierungs- und Erosionsschutzmaßnahmen nicht allein in die Zuständigkeit der Gemeinde fallen. Diese könne solche Projekte nur anstoßen und bei übergeordneten Stellen beantragen. Im Vordergrund steht für ihn zunächst der Bau von Rückhaltebecken und Wällen, um Brennpunkte zu entschärfen.

Noch gibt es keine Entscheidung der Gemeindevertretung zu dem Konzept, keine detaillierte Kostenanalyse und keine Gespräche mit Flächeneigentümern. Aber als Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses haben Diegelmann und Plappert mit dafür Sorge getragen, dass der Hochwasserschutz im Investitionsplan der Gemeinde berücksichtigt wird. Insgesamt 640.000 Euro, davon 480.000 durch Fördergelder gedeckt, sind für die Planungen und Grundstückserwerbe zwischen 2019 und 2022 vorgesehen. Eine weitere Million Euro, davon 70 Prozent als Förderung, sollen 2023 und -24 in die bauliche Realisierung fließen.